Als ich am Freitag, dem 13. September zu einer beruflichen Versammlung
ehemaliger Stipendiaten aufbrach, habe ich nicht geahnt, dass dieser
Freitag ein roter Freitag wird. Rot verwende ich in dem Sinne des
finanziellen Verlustes. Ich habe nicht einmal gemerkt, dass es ein
Freitag der 13. ist. Ein Pechtag nach allen Regeln der Kunst. Beginnen wir mit dem kleinsten Verlust.
Das Geld
Die Versammlung fand in einem Restaurant in meiner Lieblingsstraße Belgrano statt. Ich kannte das Restaurant nicht, aber es sah genauso nett aus wie der einsame Herr am Nebentisch, der aus meiner Handtasche meinen Geldbeutel und mein iPhone klaute. Das fand ich allerdings nicht so nett. In dem Gelbbeutel waren ca. 25 Euro und meine Kreditkarte.
Die Kreditkarte
Mit der DKB-Kreditkarte kann man kostenlos im Ausland Geld abheben. Und es ist keine wirkliche Kreditkarte, denn ich habe kein Dispo und muss Online Geld auf die Visa-Karte überweisen, um überhaupt an Bargeld zu kommen. Der Dieb konnte also gar nichts damit anfangen. Die Karte habe ich dennoch sofort sperren lassen und eine neue ist unterwegs. Ich hätte dem Dieb gerne meine Kreditkarte und all mein Geld ohne den Geldbeutel gegeben...
Der Geldbeutel
Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich kein wirkliches Portmonaiee habe, sondern ein kleines Ledertäschchen für Schlüssel. 2010 haben mir die Mexis als Geschenk dieses Ledertäschen aus Real del Monte mitgebracht. Ich habes es auch in Mexiko benutzt und seitdem nicht mehr lassen können. Ich hing sehr daran.
Das iPhone.
Es ist ersetztbar. Teuer und luxuriös, aber es bleibt ein kaltes Metalgehäuse.
Der Geldbeutel war unbezahlbar, weich und mexikanisch. Und dennoch war er nur ein geliebter Sachgegenstand.
Ich bin froh, dass ich nicht gemerkt habe, wie der einsame Mann mitte vierzig in meine kleine Handtasche griff, die sich unter meiner schwarzen Winterjacke befand. Zuvor hatte er sich direkt hinter mich gesetzt.
Das wohl ärgerlichste an der Sache ist die Dreistigkeit des Diebes. Sofort nachdem wir gemerkt haben, dass mein iPhone weg war, haben wir es angerufen und der Dieb schreibt von MEINEM WhatsApp eine Nachrricht: "Quién sos?" (dt. Wer bist du?). Kaum zu glauben, aber wahr. Leider ist er nicht auf das Tauschangebot, Geld gegen iPhone eingegangen. Doch ohne Gewalt und ohne Angst ist jeder Verlust schnell vergessen.
Am gleichen Abend fand noch die erste Abschiedsparty meiner Mitbewohnerin statt.
Und Abschied war im wahrsten Sinne des Wortes das Motto des Abends.
Ciao, liebe Mitbewohnerin.
Tschüss, Kreditkarte.
Adios, mexikanischer Geldbeutel.
Good Bye, iPhone.