Mendoza - SiN(N)los glücklich

Nachdem ich mein Leben OHNE Kreditkarte, Mitbewohnerin und SmartiPhone neuorganisiert hatte, kaufte ich ein Ticket nach Mendoza. Schließlich hatte ich eine Woche FREi. 
Bargeld habe ich erstmal geliehen bekommen. Genauso wie ein altes Handy, für das ich mir nur eine argentinische Simkarte kaufen musste. Es ist ein SMALLiPhone "Nokia Xpress Music". So war ich zumindest wieder telefonisch erreichbar, wenn auch OHNE WhatsAPP und iNternet.
Die Reise war der OHNE-Beginn (span. "SiN"). Und ich war SiNlos glücklicher als MiT. Fühlte mich einfach FREi. Wer hätte das gedacht... Doch nun zu dem Reiseerlebnis in Mendoza.


Mendoza

Alleine reisen kostet am Anfang Überwindung. Doch spätestens wenn man im Hostel angekommen ist, erlebt man die Leichtigkeit und Unbefangenheit Leute kennenzulernen. Und so war es dann auch nach 5 Minuten im 5er Zimmer 316. 
Der Franzose Mathieu hatte genauso wenig Ahnung wie ich, was man sich alles in Mendoza und Umgebung anschauen konnte und so machten wir uns gemeinsam auf Entdeckungstour, lernten weitere Reisebekanntschaften kennen und informierten uns, was es außerhalb von Mendoza noch so gibt. 
Wir waren uns von Anfang an einig, viel Bewegung, Berge, gutes Essen und Wein in unsere Reisepläne zu integrieren und haben uns in diesem Sinne prächtig verstanden! Je suis ravie de te connaître!
Aussichtspunkt "Cerro de la Gloria" in Mendoza

Maipú

Am nächsten Tag wechselte die Besatzung unseres 5er Zimmers und Julia und Andi aus Deutschland haben sich spontan entschlossen sich der Fahrrad- und Weintour in Maipú (ca. 40 min. Busfahrt von Mendoza) anzuschließen. Sehr nett! Bei dem lieben Opa Hugo haben wir uns in dem Weindorf Fahrräder geliehen und sind von einem Weingut zum nächsten gefahren, haben viel probiert, lecker gegessen und sind heiter (aber sicher) geradelt. 
Die Provinz Mendoza ist für ihren Malbec Wein bekannt und ich muss zugeben, dass ich bis jetzt noch keinen schlechten Rotwein hier in Argentinien getrunken habe. Besonders nennenswert ist der Wein von Di Tommaso - Roble Carbarnet Sauvignon... 
v.l: Julia, Andi, Mathieu und ich beim Radverleih
Rebfelder und die schneebedeckten Anden...Wunderschöne Aussichten!

Weingut Carinae
Weingut Di Tommaso

Uspallata

Am Tag darauf sind Mathieu und ich nach Uspallata gefahren, ca. 100km von der chilenischen Grenze entfernt. Wir näherten uns den Anden und haben in den drei Tagen mehrere abenteuerliche Wandertouren auf eigener Faust gemacht. Uspallata war landschaftlich ein Traum! Und das Hostel war sehr gemütlich. Es hatte einen großen Garten mit einem Fluss, vielen Spazierwegen und vier Hunde. Ich fühlte mich sehr wohl dort... Anbei einige Eindrücke der vielfältigen Landschaft...
Der mehrfarbige Berg "Cerro Siete Colores"
Einer der vier Hunde im Hostel...Goldi :-)
Die Straße vom Hostel zum Dorf
Wanderweg mit Andensicht
Fluss in der Nähe des Hostels
Gruppenfoto im verschneiten Vorgarten kurz vor der Abreise :-)
Ich habe die Reise nach Mendoza vollkommen genossen. Es tat sehr gut, dem 13. September den Rücken zu kehren, ihn den Puckel runter rutschen zu lassen und den Rucksack zu packen, um die freie Woche voll und ganz zu genießen.

Andererseits war es aber auch sehr schön nach Córdoba zurück zu kehren. 
NACH HAUSE. Als ich die Tür zu meiner Wohnung aufschloss, überkam mich ein heimisches Gefühl. Unterstützend lag eine Postkarte von der lieben Julia an MICH adressiert auf dem Boden (Die Post wird durch den Türschlitz geschoben). An MICH adressiert. Córdoba ist bereits mein zweites Zuhause geworden. Dies wird einem in diesen Momenten bewusst, wenn man den gewohnten Geruch in der Wohnung riecht und merkt, ich habe dich vermisst...

Die Reise fand vom 17. bis zum 22. September statt.




Ohne - SiN(N), aber nun mit Verstand


"Ohne" heißt auf Spanisch "SiN" und ist wohl das Wort der zweiten Septemberwoche.
Als ich am Freitag, dem 13. September zu einer beruflichen Versammlung ehemaliger Stipendiaten aufbrach, habe ich nicht geahnt, dass dieser Freitag ein roter Freitag wird. Rot verwende ich in dem Sinne des finanziellen Verlustes. Ich habe nicht einmal gemerkt, dass es ein Freitag der 13. ist. Ein Pechtag nach allen Regeln der Kunst. Beginnen wir mit dem kleinsten Verlust.

Das Geld

Die Versammlung fand in einem Restaurant in meiner Lieblingsstraße Belgrano statt. Ich kannte das Restaurant nicht, aber es sah genauso nett aus wie der einsame Herr am Nebentisch, der aus meiner Handtasche meinen Geldbeutel und mein iPhone klaute. Das fand ich allerdings nicht so nett. In dem Gelbbeutel waren ca. 25 Euro und meine Kreditkarte.

Die Kreditkarte

Mit der DKB-Kreditkarte kann man kostenlos im Ausland Geld abheben. Und es ist keine wirkliche Kreditkarte, denn ich habe kein Dispo und muss Online Geld auf die Visa-Karte überweisen, um überhaupt an Bargeld zu kommen. Der Dieb konnte also gar nichts damit anfangen. Die Karte habe ich dennoch sofort sperren lassen und eine neue ist unterwegs. Ich hätte dem Dieb gerne meine Kreditkarte und all mein Geld ohne den Geldbeutel gegeben...

Der Geldbeutel

Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich kein wirkliches Portmonaiee habe, sondern ein kleines Ledertäschchen für Schlüssel. 2010 haben mir die Mexis als Geschenk dieses Ledertäschen aus Real del Monte mitgebracht. Ich habes es auch in Mexiko benutzt und seitdem nicht mehr lassen können. Ich hing sehr daran.

Das iPhone.

Es ist ersetztbar. Teuer und luxuriös, aber es bleibt ein kaltes Metalgehäuse. 
Der Geldbeutel war unbezahlbar, weich und mexikanisch. Und dennoch war er nur ein geliebter Sachgegenstand.
Ich bin froh, dass ich nicht gemerkt habe, wie der einsame Mann mitte vierzig in meine kleine Handtasche griff, die sich unter meiner schwarzen Winterjacke befand. Zuvor hatte er sich direkt hinter mich gesetzt. 
Das wohl ärgerlichste an der Sache ist die Dreistigkeit des Diebes. Sofort nachdem wir gemerkt haben, dass mein iPhone weg war, haben wir es angerufen und der Dieb schreibt von MEINEM WhatsApp eine Nachrricht: "Quién sos?" (dt. Wer bist du?). Kaum zu glauben, aber wahr. Leider ist er nicht auf das Tauschangebot, Geld gegen iPhone eingegangen. Doch ohne Gewalt und ohne Angst ist jeder Verlust schnell vergessen. 
Am gleichen Abend fand noch die erste Abschiedsparty meiner Mitbewohnerin statt. 
Und Abschied war im wahrsten Sinne des Wortes das Motto des Abends. 
Ciao, liebe Mitbewohnerin. 
Tschüss, Kreditkarte. 
Adios, mexikanischer Geldbeutel. 
Good Bye, iPhone. 

Hola, Leben Ohne.

Drei Tage später hatte ich eine Woche frei und bin nach Mendoza gefahren. Urlaub von meinem Leben MiT. Und FREi ersetzte Ohne.